Der indische Tee

by Daniela , published on February 27, 2016

distance: 456.14km
duration: 77h 4min

Ein Ort mit viel Geschichte!

Der Bergkurort Ooty, die Anbaugebiete (Weisser,-Grüner,-und Schwarzer Tee) und die Kennan Devan Hills sind für uns besonders interessant.

Ooty liegt auf 2400 Höhenmeter und ist durch die frische und kühle Luft ein beliebtes Urlaubsgebiet für die Inder.

Über Gudalur geht es steil hinauf durch Eucalyptus- und Bambuswälder, bis wir schlussendlich in der Höhe auf die Teeplantagen stoßen.

Eukalyptusbaeume

Bambus

Anstieg nach Ooty

Auffallend ist die sehr saubere und gepflegte Umgebung. Die Teeplantagen werden mit großer Sorgfalt bewirtschaftet und auch die Strassengräben haben weniger Müll als sonstwo.

Da das Beklimmen des Berges den ganzen Nachmittag gedauert hat, suchen wir uns einen Zeltplatz noch einige Kilometer vor Ooty. Es gibt hier eine kleine Ansiedlung die wir erkunden, versteckt führt eine Strasse in das Zentrum des Dorfes. Direkt neben dem Fussballfeld und einer alten Scheune finden wir ein flaches Fleckchen. 

Wir fragen natürlich die Leute, die uns schon längst beobachtet haben, ob wir hier für eine Nacht unser Zelt aufbauen dürfen. Eine Frau aus der Ferne brüllt "It's not allowed!"

Es wird uns erklärt, dass dies das Grundstück der Regierung sei. Die Dame ist hier die Wächterin und darf es uns nicht erlauben!  In diesem Dorf, mitten in den Plantagen stehen verteilt kleine Häuschen, in denen die Familien der Plantagearbeiter wohnen. Nach öfterem Nachfragen, ob wir hier nicht doch zelten dürfen, gibt es Hoffnung. Die Frau telefoniert mit ihrem Vorgesetzen, der am Telefon zwar noch kein Ja gibt, aber sich immerhin auf den Weg zu uns macht. Uns wird gesagt, wir sollen mit dem Zeltaufbau auf ihn warten. Der Platz ist leider recht exponiert, doch kann ich mich zum Waschen hinter dem Haus verstecken. 

Nach einer Stunde wird es dämmrig und kalt, sogar meine Daunenjacke kommt hier im Süden zum Einsatz. Wir beschliessen unser Zelt aufzubauen und uns in die Schlafsäcke zu kuscheln. Hoffentlich müssen wir das Zelt später nicht wieder abbauen, das hatten wir ja schon mal. 

Der zuständige Mann kam dann zur späterer Stunde. Glücklicherweise scheint er der Sache gegenüber sehr relaxt zu sein. Er schaut mal kurz ins Zelt und freut sich, uns auf ein Frühstück am nächsten Morgen einladen zu dürfen. Frühmorgens erfahren wir, dass extra für uns ein Wachmann neben dem Zelt platziert wurde. Es könnte ja etwas passieren!

Nach dem Zeltabbau werden wir wie versprochen zu einem Frühstück eingeladen. Wir sagen zu, denn nach Ooty ist es nicht mehr so weit und daher haben wir keine Eile weiter zu kommen. 

Der Herr scheint so etwas wie ein Förster über die Teeplantagen zu sein. Wir werden von seinen Hausdamen bedient, bekommen einheimisches Frühstück mit einem ganz besonderen Tee serviert. Uns wird erzählt, dieser Tee sei nur für besondere Gäste, was uns ja sehr schmeichelt. Dieser Tee ist aber kein Tee von der Plantage, sondern ein Pulvertee aus Amerika! Der Förster ist natürlich besonders stolz darauf und erklärt uns die tollen künstlichen Inhaltsstoffe.

Eingeladen zum Fruehstueck in Naduvattam beim Teeplantagenaufseher

Die ersten 10 bis 20 km auf der Hochebene machen einen lieblichen Eindruck. Die Landschaft mit Seen und Nadelbäumen erinnert uns an zu Hause.

Doch als wir dem Zentrum näher kommen, sehen wir das übliche Chaos, vorbei mit der Idylle. Überall Häuser, Hotels, alles bunt gemischt. Im Zentrum gibt es sogar westliche Restaurants (Pizzeria etc.), was darauf schließen lässt, dass hier recht viel Touristen vorbei kommen. 

Die verbaute Huegellandschaft

Betonurlaubshuetten für die Reichen, teils sehr marode

Wir entscheiden uns hier nur eine Nacht zu bleiben, genug Zeit zum gründlichen Duschen und Haarewaschen.  Ausserhalb des Ortes finden wir eine kleine Pension, die ruhiger und gemütlicher für uns aussieht, als die in der Innenstadt. Wir freuen uns wiedereinmal aufs entspannte Ausschlafen, denn wenn wir am Fahrrad unterwegs sind müssen wir meist früh los bzw. das Abbauen und Packen nimmt einige Zeit und Energie in Anspruch. 

In der Pension trifft aber um 4 Uhr früh eine Schulgruppe aus Kochi ein. Wie immer sind die Inder laut und wir sitzen aufrecht im Bett. Um Ruhe bitten funktioniert natürlich nicht, auch eine Beschwerde im Befehlston kommt nicht an. Wir werden ignoriert. 

Verärgert und genervt stellt sich in der Früh die Frage, ob wir den Vorfall vergessen oder mit dem Lehrer sprechen sollen. Wir beschliessen die Jungs und den Lehrer zur Rede zu stellen. Wir werden zwar angehört, aber das in einem Hotel spät nachts Ruhe sein soll, wird nicht verstanden. Viel interessanter sind unsere Räder, die wir auf der Terrasse geparkt haben. Auch beim Aufladen und Zusammenpacken wird uns begeistert zugesehen. 

Der Tag beginnt somit recht verärgert und wir verlassen den Ort aufgebracht. Doch schafft die Bewegung am Fahrrad den Geist zu beruhigen und wir können uns auf die lange 58 km Abfahrt freuen. Heute kann ich mich mal von meinem Fahrrad so richtig tragen lassen.

Hochplateau vor Ooty
 

Der Ort Ooty ist mit der Nilgiri Mountain Railway von Mettupalayam zu erreichen. Diese Bahn wurde nie renoviert, steht daher unter Unesco Kulturerbe und wenn man mit ihr fährt, so sollte man sich 4-6 Stunden Zeit nehmen.  Wir bevorzugen unser Fahrrad und lassen uns gemütlich nach Coonoor und weiter ins Tal entlang einer Schlucht nach Mettupalayam tragen. Eine 58 km lange Abfahrt mit 2000 Höhenmetern ist einfach der Wahnsinn...

52 km Abfahrt, es rollt...

Hier faehrt die Nilgiri Mountain Railway hinauf nach Ooty. Sie ueberwindet auf 45 Kilometern in etwa 2000 Hoehenmeter

Angekommen in Mettupalayam auf 330 Höhenmeter kann ich mich nicht mehr zurück halten und muss wohl oder übel das Klo am Bahnhof benutzen. Tut das nicht wenn ihr nicht unbedingt müsst! Ein schmaler Korridor führt ums Eck. Dort gibt es einen Gemeinschaftsraum mit einem Schlitz im Boden, nahe an der Wand. Da der Schlitz so nahe an der Wand ist, kann sich keine Frau darüber hocken. Man kann sich den Raum also gut vorstellen, quasi beschissen! 

Da die letzen Schlaftage nicht erholsam waren, gönnen wir uns in Mettupalayam ein besseres, höherpreisiges Hotel für zwei Nächte. Die schwüle Hitze erschlägt mich und mein Körper ist völlig K.O..

 

Mit Energie getankt, geht es weiter Richtung Munnar.

 

Wir entdecken Windräder und machen Bekanntschaften

Das geschmueckte Haus fuer ein frischvermaehltes Ehepaar

In dieser Region scheint die Stromerzeugung mit Wind weit verbreitet zu sein. So weit das Auge reicht sind Windturbinen in verschiedensten Varianten zu sehn.

Wir sind neugierig und wenn uns etwas interessant erscheint, versuchen wir es zu erkunden. In dieser Region gibt es rundum Kokosnussplantagen. Die Hülle der Kokosnuss wird hier zu Seilen verarbeitet. Wir fahren in einen Innenhof und entdecken eine Halle, in der die Herstellung der Seile vonstatten geht. Die netten Frauen vor Ort zeigen uns die Verarbeitung und versuchen uns den Vorgang zu erklären. Die Arbeit ist staubig und schwer. Sie berühren meine Haut und sagen mir, wie weich sie nicht sei. Die Arbeiterinnen tragen keinen Atemschutz und eine spärliche Bekleidung. Sie laden uns sogar zum Mittagessen ein, was wir aber nicht annehmen können, da sie selbst das Essen dringendst nötig haben.

Frauen die aus Kokosnussfasern Seile spannen

Abendstimmung

Gesellschaft beim Einkaufen

Der Tag geht zu Ende und wir finden einen Schlafplatz am Rand einer Kokosnussplantage. Nach gemütlichen Essen und dösen im Schlafsack, bemerken wir immer näher kommende Lichter.

Schon wieder Zeltplatzschwierigkeiten?!? Es ist schon stockdunkel, 5 Leute stehen vor unserem Zelt. Christian muss leider raus und sich mit den nicht englischsprechenden Indern ärgern. Es heißt wir können hier nicht schlafen, es sei zu gefährlich. Ach, immer das selbe, wir können es nicht mehr hören! Im Grunde geht es darum, dass wir auf einer privaten Plantage schlafen und die Wächter nicht für uns verantwortlich sein möchten. Wir rufen aus Verzweiflung eine Bekanntschaft an und versuchen unsere Situation zu erklären. Doch will auch er uns vor gefährlichen Tieren schützen und stimmt den Einheimischen zu. 

Nach langem hin und her - Christian ist der Meister in solchen Situationen - er schafft es die Leute zu übereden - können wir bleiben.

Es geht wieder hinauf in die Berge, Richtung Munnar

Wir nehmen die Udummalpet - Munnar Road und sind überrascht über die ruhige Strasse. Hier sollte man sich aber sein eigenes Mittagessen mitnehmen, denn bis Munnar gibt es keine Möglichkeiten etwas zu kaufen.

Die Strasse ist toll zu fahren, ruhig, kein Hupen, guter Belag und eine schöne Umgebung. Sicherlich die beste Strecke auf unserer ganzen Indienreise.  Es geht durch den Wald über die Berge.

Die schoenste Strecke in den Western Ghats, kaum Verkehr

Wir sind ueber jeden Schatten dankbar

 

Unsere letze Tee-Touristenstadt 

Munnar, in Kerala

Die 85 km von Udumalpet sind toll und in Marayoor wird man mit einer traumhafte Landschaft belohnt. Interessant wird es, wenn man von der Hauptstrasse hinunter in das Wohngebiet fährt. Wir treffen ein nettes Pärchen und können auf einem Grundstück neben ihrem Haus übernachten. Die Leute sind sehr arm und haben meist nur ein Einraumhaus ohne fliesendes Wasser. 

Angelangt auf einer Hochebene bei Gundumalai

Gundumalai

Gundumalai

Von Gundumalai geht es dann entlang dem Tal hinauf bis an den höchsten Punkt dieser Etappe. Die Aussicht, wunderschön!

Auf dem Weg Richtung Munnar, der letzte Anstieg

Kannan Devan Hills

Die Teebüsche legen sich wie ein Teppich über die weich geformte Landschaft. 

Wir hatten noch nie so wenig Verkehr

Kannan Devan Hills

Kannan Devan Hills

Nach Munnar hat man eine wunderbare Abfahrt. 

Munnar ist ein beliebter Touristenort, rundherum gibt es Ausflugsziele. Die Stadt selbst ist recht klein und das Ortsbild wird wie so oft von Hotels geprägt. 

Das Zentrum Munnar, Blick von unserem Balkon

Die Einheimischen haben hier durch die Teeplantagen viel Arbeit. Leider leben sie oft in spärlichen Arbeiterquartieren. Langgezogene Wohnanlagen stehen verteilt inmitten der Plantagen. Als 1877 die Teeplantagen gepflanzt wurden gab es hier sehr gute Arbeitsbedingungen. Die Kinder wurden in die Schule geschickt und eine Krankenverpflegung war selbstverständlich. Über die heutigen Arbeitsverhältnisse bekommt man keine nähere Auskunft. Täglich dröhnt laute Musik aus den Lautsprechern der Quartiere. Länger als eine Stunde werden wir mit indischer Musik betört und von der Ferne können wir Leute tanzen sehen. 

Die Unterkunft der Teeplantagen Arbeiter

Wir leihen uns einen Roller aus und besichtigen die Umgebung. Es ist nett durch die Teeplantagen zu brummen und Abends gutes Essen in den Hotels zu bekommen. Wir interessieren uns natürlich auch für die Herstellung von Tee und besuchen das Teemuseum, welches unterwartet gut aufbereitet ist.

Wir überlegen einen längeren Aufenthalt in dieser Umgebung zu planen und erkunden uns bei den Einheimischen über die Vermietung eines kleinen Häuschens. Auch in Indien gibt es Makler und so schnell können wir gar nicht schaun wird uns schon jemand organisiert. Wir vertrauen ihnen und setzen uns in ihr Auto um einige Objekte anzusehen. Zwar sprechen alle gut Englisch, aber unsere Wünsche kommen irgendwie nicht an?! Die Makler sind extrem unkoordiniert, wir fahren auf und ab, hin und her und besuchen gerade mal 3 Unterkünfte an diesem Tag. Es wird spät und wir müssen die Makler stoppen. Nachdem sich nichts ergeben hat, verabschieden wir uns und bedanken uns recht herzlich für ihre Bemühungen. Nein, nein, so einfach geht es dann doch nicht. Die Makler möchten den Tag von uns bezahlt bekommen. Wir versuchen ihnen zu erklären, dass kein Objekt unseren Vorstellungen entspricht und daher nicht bereit sind ihnen den Tag zu bezahlen. Nach längerer verärgerter Diskussion lassen wir uns auf Tankgeld ein.

Wir waren der Meinung, dass es hier billige Unterkünfte geben würde. Ist ein Häuschen in einem besseren Zustand, dann schiesst der Preis sofort in eine unrealistische Höhe. Wir sind unzufrieden und beschliessen entlang der Küste weiter zu suchen. 

 Auf nach Kochi...