Ein Kurzbesuch in China

by Daniela , published on March 19, 2014

distance: 528.03km
duration: 23h 29min

Unsere Aufenthaltszeit in China hat sich durch die späte Einreise sehr verkürzt. Wir kamen am Montag an und fuhren schon am Donnerstag weiter. Wir haben aber dafür nur den Besuch von Kashgar geplant.

Die Zeit der Stille und Ruhe ist jetzt vorbei. Kashgar wirkt sehr lebhaft, in den Strassen wimmelt es nur so von Elektromotorrädern, fahrenden Verkaufsständen und Autos.

Die extra Fahrspur der Motorraeder ist perfekt zum Radfahren

Nach der vollkommenen Stille und Abgeschiedenheit in Kirgisistan genießen wir das chinesische Durcheinander. Unsere Jugendherberge befindet sich inmitten der Stadt, perfekt platziert neben dem Essensmarkt. Jeden Abend versammeln sich die Einheimischen und verwandeln den tagsüber so trostlosen Asphaltplatz in eine lebhafte Open Air - Küche. Ein Kochstand quetscht sich neben dem anderen. Die Auswahl ist groß, von einfachen Nudeln über Suppen, Spießen und natürlich auch aussergewöhnlichen Gerichten wie Schafsköpfen,-Hufe und der beliebte Hintern des Fettschwanzschafes. Es gibt viele Früchte, wie Granatapfel und Bananen.

"Wir werden nicht mehr so schnell hungern!"

Obwohl Kashgar nicht das "richtige" China ist, erinnert es mich sehr stark an meinen Auslandsaufenthalt in Shanghai. In der autonomen Provinz Xinjang spricht man von der uigurischen Bevölkerung und nicht von den Han - Chinesen. Für mich wirken die Uiguren als eine gute Mischung zwischen Kirgisen, Tajiken und Chinesen. Deren Religion und Sprache unterscheidet sich von den restlichen Chinesen. Immer wieder hört man von Aufständen und Unruhen.

Die Seidenstrasse führte uns über den Torugart-Pass (Kirgisistan-China) nach Kashgar, wo mit den importierten Waren reger Handel und Handwerk betrieben wird. In der Altstadt reihen sich die Handwerksgeschäfte nebeneinander auf. Alles wird von Hand gefertigt.

Am Markt

Die Altstadt unterscheidet sich zum Glück noch sehr stark von der restlichen modernen Stadt, die Gebäude werden aber leider nur an der Hauptfassade historisch gestaltet. Immerhin bleibt man dem traditionellen Stil noch äusserlich treu.

Von Kasghar nach Tashkurgan (3300Hm) wäre es erlaubt mit dem Fahrrad zu fahren, aber wir entscheiden uns aus zeitlichen Gründen für ein Taxi. An der Stadtgrenze gibt es einen Treffpunkt, wo größere Autos, wie Pickups in Richtung pakistanischer Grenze fahren. Es gibt zwar auch einen Linienbus, aber der wollte unsere Räder nicht mitnehmen. Die Landschaft ausserhalb von Kasghar ist grün und dörflich. Man fährt lange gerade aus, bis dann plötzlich die riesige Gebirgskette aus dem Nichts aufsteigt. Schon bald erreicht man die Hochebene rund um den Mustagh Ata (7546 Hm) und dem Karakul See. Die Landschaft ist zwar schön, aber ich bin froh im Auto zu sitzen, denn ist eiskalt und es sieht sehr ungemütlich aus. In Tashkurgan übernachten wir im Hotel gegenüber der Bushaltestation. Dank unserem Reiseführer ein guter Griff.

In Tashkurgan geht es auf die Suche nach unserer Weiterfahrt nach Pakistan, denn ab hier darf man wieder nicht mit dem Rad fahren. Es gibt zwar eine Wartehalle neben der Busstation, aber dort ist niemand aufzufinden. Wir fragen uns durch die Leute und bekommen verschiedenste Antworten. Es soll frühmorgens ein Bus fahren, wann genau ist aber nicht klar. Angeblich muss man sich zuvor ein Ticket kaufen, aber wo, das kann auch niemand beantworten. Wir stehen am nächsten Tag früh auf, es ist noch dunkel, aber zur Vorsicht schau ich mal auf den Busbahnhof, ob wir irgendwie eine Auskunft bekommen. Zum Glück bin ich aufgestanden, denn unser Bus mit Busfahrer ist schon hier, aber der Bus fährt erst um 10:30 ab (nach Kashgar Zeit). Der Busfahrer, der leider nicht gut Englisch kann, versucht mir irgendwie zu erklären, dass wir 2 km ausserhalb der Stadt das Ticket kaufen müssen und dort hin kommt auch er später. Zweimal hin und wieder zurück, da wir das ominöse Gebäude nicht finden können. Ganz aufgeregt und fast verzweifelt, da uns niemand weiterhelfen kann. Endlich gefunden, das Gebäude ist die Grenzstation, in der man den Ausreisestempel bekommt. Wir sind erleichtert, denn nach einiger Zeit kommen auch pakistanische Händler und so wissen wir, dass wir richtig sind. Das Gebäude hat noch geschlossen, einstweilen kommen mehrere Busse hier an, es gibt für alle einen Platz. Es heißt, es wird erst abgefahren, wenn alle Personen durchgecheckt sind. Oje, das kann lange dauern, denn die Händler haben einige Säcke bei sich. Zum Glück gibt es da kein Problem mit der Radmitnahme, denn die Pakistani übertrumpfen uns bei weitem mit ihrem Gepäck.

Ein Bus mit den Mitarbeitern der Grenzstation fährt ein, es geht los. Wir müssen uns alle in einer geraden Linie aufstellen, Chinesen zu erst! Danach verläuft alles recht schnell. Freundlichkeit kennen die Chinesen hier nicht und so wird mit manch einem Pakistani nicht nett umgegangen.

Alles fertig, wir liegen in unserem Liegebus Richtung Pakistan, die Freude ist groß!

 

Gedanken beim Radfahren

Als Langzeitreisender, die wir nun ja nach 6 Monaten sind, wird man gerne als "Suchender" bezeichnet. Ist nicht jeder, der ein "normales"  Leben mit Haus, Familie und Arbeit lebt, auch immer auf der Suche nach etwas? 

Anerkennung, Sicherheit, Bestätigung,...

Ich möchte diese Suche als Antrieb bezeichnen. Es treibt uns an und führt uns an ein Ziel! Ist das nicht toll?