Unterwegs auf der Grand Trunk Road und die Eindrücke der Städte
distance: 396.77km
duration: 47h 52min
Islamabad - GT Road - Lahore - Wagah Border
Die kalte Jahreszeit ist nun vorbei. In Islamabad scheint jeden Tag die Sonne bei ca. 25° Grad.
Glücklicherweise konnten wir über Warmshowers eine gute Unterkunft in Islamabad finden.
Ein toller Gastgeber, ein großes Haus, ein eigenes Schlafzimmer mit Badezimmer, ein Bett mit westlicher Matratze. Gekrönt wird der ganze Aufenthalt von einem Hauskoch, der uns jeden Tag Frühstück, Mittagessen und Abendessen kocht. Da ich mich unter diesen Umständen so gut entspannen kann, beschließt mein Körper mal für eine Woche so richtig krank zu sein.
Der Baugrund wird auch in den Nobelbezirken fast bis an den Rand der Grundstücksgrenze bebaut. Zwischen den aneinandergereihten Häusern bleibt somit nur ca. 2 m Abstand zum Nachbarn, gerade noch genügend Platz für einen Gehweg oder Parkplatz. In Österreich gibt es dafür Regeln.
Ich liege also krank im Bett und kann durch das Fenster gemütlich die Nachbarn auf deren Terrasse beobachten. So wie ich sie beobachte, haben auch sie mich schon längst krank im Bett entdeckt. Das Fenster in meinem Zimmer steht offen und die Nachbarin stellt sich so nah als möglich davor.
"Hello, are you sick? Can I help you? If you need some help, please tell me!".
Und so lernt man seine Nachbarn in Islamabad kennen.
Als wir am ersten Tag unserer Ankunft im F9 Park in Islamabad unsere Zeit vertrieben, wurden wir von einer Frau angesprochen. Sie war mir sehr sympathisch und wir tauschten Nummern aus.
Nachdem ich mich nach meiner Erholungspause wieder aufgerafft habe, bin ich mit meiner Bekanntschaft aus dem Park zum Einkaufen losgezogen.
Sie führt mich durch die beliebtesten Kleidergeschäfte und erzählt mir wie modebewusst die Frauen hier sind. Natürlich spricht sie vom oberen Viertel der Gesellschaft. Wenn die Kinder in der Schule sind und zu Hause keine Arbeit mehr ansteht, treffen sich die Frauen zum Kaffee oder zum Einkaufen.
Die Erziehung der Kinder wird sehr ernst genommen und auch das Vermitteln der Religion. Fünf mal beten am Tag ist angesagt. Mit Apps am Smartphone wird ihnen das Beten zu Hause erleichtert. Sogar das neue Smartphone, welches sich Christian in Pakistan gekauft hat, besitzt eine App fürs Beten, welche Suren aus dem Koran rezitiert.
Die Textilien werden in den Geschäften gekauft und dann zum Schneider gebracht. Jede Frau stellt sich ihre eigene Garderobe zusammen und somit sieht man kein Outfit ein zweites Mal.
In den darauffolgenden Tagen wurden wir mit der gesamten Familie zum Essen eingeladen und natürlich wurde uns stolz ihr neues Haus präsentiert.
Zu Besuch bei Familie Ahsan
Islamabad habe ich sehr angenehm empfunden. Es gibt sehr viele Grünflächen und Freiflächen. Die Strassen sind zwar sehr breit und dominant, aber der Verkehr teilt sich dadurch gut auf und macht auch das Radfahren unkompliziert. Die Stadt wurde 1960 auf dem Reißbrett entworfen. Jeder Sektor lebt von einem eigenen Marktplatz und eigenen Schulen. So ensteht etwas dörfliches Gefüge. Erfrischend sind die Margalla Hügel, angrenzend an die Stadt (geplant) ein beliebtes Naherholungsgebiet. Auch wir erkunden ein wenig die Berge.
Wir lernen das Leben von Expats in Islamabad kennen und können endlich wieder gutes, westliches Essen genießen.
Die Sicherheitsvorkehrungen für Expats werden sehr hoch geschraubt. Ein Besuch in der Enklave zeigt uns wie abgeschieden dieses Viertel lebt. Bei der Einfahrt wird der Motor abgestellt und das Auto wird rundherum vom Sicherheitspersonal kontrolliert. Wir erkunden den British Club und betreten eine völlig neue Welt. Man fühlt sich wie in einem Film, die Männer spielen Tennis und die Frauen trinken ihren Cocktail und sehen zu. Nebenbei gibt es Kindermädchen, die sich mit deren Kindern beschäftigen.
Einen besseren Platz könnte die Faisal Moschee in Islamabad nicht haben, zwischen Nobelbezirk und den Margalla Hills. Sie ist die größte Moschee Pakistans.
Schulen reisen mit Bussen an und neben der Moschee werden auch wir zu einer Attraktion ihres Ausfluges. Mütter wollen Fotos mit mir und deren Kindern. Die Schüler stellen sich einer nach dem anderen neben mich und fotografieren mit ihrem Smartphone.
Nachdem ich mich erholt habe und Christian das indische Visum beantragt hat, machen wir uns nach langem Aufenthalt auf den Weg nach Lahore auf der berühmten Grand Trunk Road.
Good Bye gemütliches Leben in Islamabad.
Die Eindrücke auf der Grand Trunk Road
Viel Verkehr, lästige Motorradfahrer, hupende Lastwagen, alles zusammen sehr anstrengend. Manchmal fühl ich mich geschmeichelt von alldem Ansturm, aber oft kann es ganz schön nerven.
Man kommt aber sehr schnell voran und wenn man es nicht eilig hat, sollte man hinter das Chaos sehen.
Biegt man von der Hauptstrasse ab, so wird es schnell ruhig und langsam. Die Leute sind alle ganz nett und bringen uns sogar Tee und Kekse an unser Zelt. Auf einem unserer Zeltplätze lernen wir die Besitzer des Grundstückes kennen und werden nächsten Morgen auf ein Frühstück eingeladen. Stolz wird uns ihr großes Haus präsentiert. Die jungen Männer gehen ins Ausland arbeiten, damit die Familie in Pakistan ein großes Haus bauen kann. Die gesamte Familie unter einem Dach. Jedes Pärchen besitzt ein eigenes großes Schlafzimmer. Auf jeder Etage eine Küche. Für Feste gibt es einen Speisesaal, es müssen ja alle einen Platz haben. Natürlich extra Gästezimmer mit je einem Badezimmer.
Repräsentation ist sehr wichtig, dafür wird im Ausland gearbeitet und man lässt die Mütter mit Kindern für Jahre alleine zu Hause.
Wir kommen spät abends beim Rohtas Fort, einer alten Burgstadt an. Wir sollen laut den Einheimischen unbedingt in der 10 km entfernten Stadt schlafen, denn hier in diesem Dorf sei es zu gefährlich. Da wir nicht in der Nacht fahren möchten, entscheiden wir uns aber vor den Mauern der Burg zu campen. Kein gewöhnlicher Tourist bekommt so ein tolles Hotel mit interessanter Aussicht auf die Burg.
Es ist schwierig abzuwiegen, wann die Einheimischen die Wahrheit erzählen. Es ist laut Einheimischen immer und überall gefährlich. Wenn in Pakistan die Sonne untergeht, sieht man fast niemanden mehr zu Fuß auf der Strasse. Die Angst vor der Finsternis ist bei allen ein wenig zu spüren. Aber dieses Phänomen haben wir auch in den anderen Ländern schon erlebt.
Inmitten der Burganlage ist das alte Dorf noch bewohnt und belebt.
Wir werden im Burghof von pakistanischen Touristen angesprochen und bekommen ein Stück Geburtstagstorte angeboten.
Endlich haben wir die GT Road hinter uns gebracht und erreichen eine verstopfte, voll chaotische Stadt.
Willkommen in Lahore
Wir hoffen auf einen kurzen Aufenthalt in Lahore, denn die Stadt ist wiedermal nichts für Radfahrer. Wir suchen recht rasch unsere Unterkunft.
Das Hostel befindet sich neben einer stark befahrenen Strasse, am Dachboden. Es gibt drei schwindelige Zimmer mit Schiebefenstern, was soviel heißt: Lärm bei Tag und Nacht. Ich hab noch nie in so einem lauten und kleinen Zimmer geschlafen.
Wir hatten uns den Aufenthalt ein wenig anders vorgestellt. Wir warten und warten auf unser Indienvisum. Nach zwei verzweifelten Wochen (insgesamt 4 Wochen seit dem Antrag) noch immer keine Antwort. Anrufen ist nicht möglich, da keine Telefonnummer funktioniert. Persönlicher Kontakt zur Botschaft ist auch nicht erlaubt, es geschieht alles über eine Agentur. Auch unser Pakistanvisum endet eine Woche später und so werden wir richtig nervös.
Wir machten zum Glück schon Bekanntschaft mit der österreichischen Botschaft von Islamabad und so klopften wir dort verzweifelt an. Am nächsten Tag dann, endlich ein Anruf. In Islamabad wundert man sich über unsere Zweitpässe. Unsere Dringlichkeit wurde ihnen aber zum Glück von der österreichischen Botschaft nahegelegt und so erhalten wir in der vierten Woche in Islamabad unser Visum.
Neben dem vielen Warten haben wir uns auch Sehenswürdigkeiten angesehen. Zum Glück gab es was tun in der Stadt.
Die berühmten Gärten
Wir nutzen die Zeit und schicken unser Winteroutfit nach Haus. Was für ein schönes Postamt!
Und weil wir soviel Zeit haben, haben wir uns schon im Vorfeld die tägliche Zeremonie an der Grenze zu Indien angesehen. Es ist ein Wettkampf der Lautstärke zwischen Pakistan und Indien. Uns wird sofort bewusst welcher Staat größer ist, es dröhnt nur so von der indischen Seite her. Massen an Menschen, na da werden wir was erleben!
Die Wachablöse besteht aus einer Choreographie, einem großen Spektakel. Es ist ein militärisches Spiegelfechten, das symbolisch für den Konflikt zwischen Indien und Pakistan steht.
Als Abschluss von Pakistan durften wir dann im schönsten Hotel vor der Grenze übernachten. Eine Hotelkette der Regierung, 20$ haben sie uns abgeknöpft.