Weite Landschaften

by Daniela , published on August 24, 2013

distance: 996.33km
duration: 109h 44min

Nach einer langen Busfahrt in der Nacht, mussten wir uns erstmal für die Weiterfahrt etwas hinlegen.  Da wir in der Nacht nichts sahen, haben wir uns blöderweise neben eine Baustelle gelegt. Morgens wurden wir von einem Bagger geweckt.

Wir sind nun auf der letzten Etappe in Iran. Sie beginnt im Golestan National Park und wird bis an die turkmenische Grenze bei Bajgiran verlaufen.

Dieser Abschnitt wird von vielen Radfahrern am Weg nach Mashad und Turkmenistan durchquert, und so treffen wir auch schon bald iranische Radfahrer. 

Die Temperatur ist leider nicht niedriger geworden, wir machen daher lieber von 12-16 Uhr Mittagspause an schattigen Plätzen. Es ist einfach unmöglich zum Radfahren.

Die Landschaft ist sehr schön und die Strecke steigt stetig an, genau richtig nach unserer Pause in Teheran.

Es ist gerade Zeit um das Heu zu ernten und so sieht man viele vollbeladene LKW herumfahren.

Die erste Zeltnacht verbrachten wir bei einem Hirten und seiner Schafherde. Diese Plätze sind immer die Besten. Wir mussten dafür durch einen Acker voller Lehm fahren. Da hätte ich lieber keine Kotflügel gehabt.

Am nächsten Tag sind wir schon um 4  Uhr morgens aufgestanden, sodass wir bei Sonnenaufgang am Fahrrad sitzen. Es hat sich gelohnt, da es noch angenehm kühl ist.

Der 10 Uhr Stop bei einer Tankstelle. Beim Market kann man an der rechten Seite die beliebten Knabbereien wie Chips sehen. Das Haupteinkommen der kleinen Shops ist wahrscheinlich Salzgebäck und Kekse.

Unsere Strasse steigt stetig an, dazu kommt starker Wind, natürlich von vorne. Nachdem wir den höchsten Punkt erreicht hatten, gings mal 20 km abwärts und es öffneten sich eine weite Landschaft. Am Fuße des Berges gab es große Obstplantagen. Es wurde flacher und die Bäume und Wiesen wichen zurück und machen Platz für reichlich Ackerflächen.

Zu Hause angekommen
 

 

Weite Landschaften
 

Kleine Doerfer
 

Auf Daniela warten...

Trotz unserer langen Mittagspausen waren wir gut in der Zeit.

Die weiten Landschaften spitzen sich mittags, bei ärgster Hitze auf einen Pass zu. Wir sehen einen LKW, der mit 10 km/h einen Anderen abschleppt. Wir nutzten die Situation und hängten uns hinten dran. Da das Fahrrad mit dem Gepäck so schwer ist, habe ich es nicht lange geschafft mich am LKW festzuhalten. Ich gab nach einer Weile auf - ich hätte es nicht geschafft mich bis zur Spitze vom Pass anzuhalten, meine Oberame wären dafür zu schwach. 

Wir waren in der Mittagszeit und brauchten was zu Essen. Ein kleines Dorf kam uns da gelegen und Christian hatte schon einen Market gefunden. Da gerade Ramasan ist, wurden wir eingeladen in einem privaten Haus zu einer Familie eingeladen, um unser Essen zuzubereiten. Die gesamte Familie beachtet den Ramasan und daher war es für uns sehr unangenehm in ihrem Haus zu kochen. Diese Familie hatte immerhing seit 6 Uhr morgens nichts gegessen und getrunken. Der junge Mann, ältester Sohn der Familie meinte, Ayatollah Ali Khameini sei ein guter Mann. Wir waren froh wieder auf der Strasse zu sein.

Kurz mal Wasser holen im Dorf

Wir sind in Quchan Richtung Grenze abgebogen, von dort gings dann wieder quer durchs Elbursgebirge um nach Turkmenistan zu gelangen. Es war anstrengend, aber schön. Zwischendurch haben mich türkische LKW Fahrer wieder auf meine gute Laune gebracht und uns natürlich auch mit gutem türkischem Cay versorgt.

Kurz nach der Abzweigung, am Anfang der Strecke, blieb ein Auto vor uns stehen. Ich dachte mir, damit ich hier nochmal stehen bleibe, muss dieser Mann etwas besonderes für uns haben. Es war ein Radsportler, der diese Strecke ganz gut kennt und uns einen super Routentip geben konnte. Auf unserer Karte sind ja nicht alles Strasse eingezeichnet und daher fährt man selten auf Nebenstrassen, die wahrscheinlich oft schöner wären.

Dank ihm hatten wir noch tolle Tage im Iran, einen super Schlafplatz und tolle Landschaft.

 

Stille
 

Wo ist meine Eiscreme?
 

Aussicht vom Grenzuebergang auf Iran

Zum Abschluss in Bajgiran gab es noch ein leckeres Abgusht und einen guten Cay. Wir kamen nachmittags im Ort an und hatten keinen Stress, denn unser Einreisedatum war der 22.Juli. Wir erreichten die Grenze also einen Tag zuvor.

Beim Eintreten ins Restaurant fragte ich ob es in Ordnung sei, ohne Kopfbedeckung im Gastraum zu sitzen. Der Wirt hatte nichts dagegen einzuwenden. Ich fühlte schon meine Freiheit, denn sonst hätte ich das nie gefragt.

Ich saß im Restaurant und genoss es, Zeit zu haben. Ich beobachte die Leute und nach einiger Zeit fiel mir auf, dass ich in den Fernseher starre. Natürlich gibt es in jedem Restaurant und sogar Shop einen Fernseher. So saß ich und schaute fern, sicher 20 Minuten. Trotzdem, dass ich nichts verstand, war es für mich angenehm. Ich fand diese Erfahrung erschreckend.

Gezeltet wurde kurz vor dem Grenzposten, sodass wir am nächsten Morgen früh über die Grenze kommen. Der Grenzübergang bei Bajgiran war wiedereinmal ein Erlebnis für sich. Beim Dreistündigen Warten auf der turkmemischen Grenze gabs nichtmal Toiletten. 

Nachdem wir den iranischen Teil der Grenze passiert hatte, freute ich mich schon wieder kurze Hose und kurzes Shirt zu tragen. Endlich das lästige Kopftuch abnehmen. Beim Warten beim Grenzübergang nach Turkmenistan fing ich dann an mich auszuziehen. Man glaubt nicht wie ungewohnt es für mich war. Ich fühlte mich am ersten Tag unwohl in meinen kurzen Sachen. Man muss sich vorstellen, wie sich eine Frau fühlt, die sich ab ihrem 9. Lebensjahr verhüllt.